Forschungsinstitut zur Beobachtung des Weltraumwetters

Quelle: dlr.de

DLR eröffnet Institut für Solar-Terrestrische Physik in Neustrelitz

An Polarlichtern ist die Teilchenstrahlung der Sonne besonders leicht zu erkennen. Doch die Plasma-Ausbrüche der Sonne lassen nicht nur das Naturschauspiel in den Polarregionen entstehen, sie können auch Satelliten empfindlich stören. Im Extremfall beeinträchtigt das Weltraumwetter sogar die Infrastruktur auf der Erde. Das am 26. Mai 2021 eröffnete Institut für Solar-Terrestrische Physik im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) beobachtet das Weltraumwetter und forscht daran, die Wechselwirkungen besser zu verstehen und vorherzusagen.

Institut plant mit 80 Mitarbeitenden

Das neue Institut befindet sich am bereits seit 1992 bestehenden DLR-Standort in Neustrelitz. Der Fokus liegt dort auf den Themen Satellitendatenempfang, Satellitenfernerkundung, Navigation, maritimer Verkehr und maritime Sicherheit sowie Weltraumwetter. Das Institut für Solar-Terrestrische Physik hat aktuell etwa 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, langfristig sollen es bis zu 80 werden. Diese betreiben sowohl Grundlagen- als auch angewandte Forschung. Geplant ist unter anderem der Aufbau eines Vorhersage- und Warndienstes.

Starke Sonnenstürme durchbrechen das schützende Magnetfeld der Erde

Strahlungs- und Plasma-Ausbrüche der Sonne, auch Sonnenstürme genannt, haben unterschiedliche Intensität und Häufigkeit. Grundsätzlich bietet das Erdmagnetfeld einen Schutz vor Sonnenstürmen. Bestimmte Sonnenaktivitäten jedoch, wie sogenannte solare Flares oder ein koronaler Massenauswurf, schleudern elektromagnetische Strahlen oder ein riesiges Ensemble ionisierter Teilchen in den Orbit und überwinden den Schutzschild der Erde.

Ein ausgeprägter Sonnensturm kann zu hohen wirtschaftlichen Schäden und Satellitenausfällen führen, elektrische Versorgungsnetze können zusammenbrechen. Außerdem werden die Bordelektronik und die Navigation von Flugzeugen, Schiffen und Autos möglicherweise gestört. Darüber hinaus behindert ein Sonnensturm potenziell die Übertragung von Fernseh-, Radio- und Funksignalen. Bei einer ausreichenden Vorwarnzeit sind jedoch rechtzeitig Gegenmaßnahmen möglich, schon heute werden Satelliten zeitweise ausgeschaltet. Passagierflugzeuge, die bei Sonnenstürmen die Polregionen überfliegen, wechseln in niederigere Bereiche der Atmosphäre oder ändern den Kurs.

Besseres Verständnis der komplexen Zusammenhänge

Im Mittelpunkt der Forschung des DLR-Instituts für Solar-Terrestrische Physik steht das Ionosphären-Thermosphären-Magnetosphären-System (ITM). Dabei handelt es sich um Atmosphärenbereiche der Erde mit Eigenschaften und Wechselwirkungen, die von Sonnenstürmen beeinflusst werden. Ein besseres Verständnis der komplizierten Zusammenhänge soll ermöglichen, negative Auswirkungen vorherzusagen bzw. diese mittels entsprechender Vorkehrungen zu vermeiden.

Die Erforschung der Ionosphäre hat in Neustrelitz eine lange Tradition: Erste Antennen wurden dort bereits 1913 errichtet, damals für eine Versuchsfunkstelle des Kaiserlichen Telegraphenversuchsamtes.

Quelle: funkamateur.de (DLR, Red. FA/-joi)