Erdrotation nimmt zu – Probleme für GPS?

Im Laufe der Erdgeschichte verlangsamte sich die Eigendrehung unseres Planeten von anfänglich 10 (±4) h auf inzwischen rund 24 h; verantwortlich für diesen Langzeittrend ist die Gezeitenreibung des Mondes, der sich dadurch jedes Jahr um wenige Zentimeter von der Erde weiter entfernt.

Tektonische und klimatologische Einflüsse (z.B. postglaziale Landhebung, Kontinentalverschiebungen, starke Erdbeben, Schwankungen der Eisbedeckung, Biomasseverlagerungen zufolge Klimaschwankungen, Drehimpulsaustausch zwischen Erde und Atmosphäre) können den Langzeittrend sowohl verstärken als auch vorübergehend ins Gegenteil verkehren. Letzteres wird seit 2016 wieder beobachtet, im Jahr 2020 wurde jedoch die zuvor kürzeste je gemessene Tageslänge in 28 Fällen unterboten. Messungen belegen den 19. Juli 2020 als den kürzesten Tag; Geophysiker vermuten eine weitere Rotationserhöhung für das laufende Jahr.

Als Ursache für die aktuelle gegenläufige Entwicklungen vermutet man Konvektionsströme im Erdinneren wie auch den sog. „Klimawandel“. Abgesehen davon, dass dieser Begriff sowieso keinen wissenschaftlichen Sachverhalt widerspiegelt, würden abschmelzende polare Eismassen zu einer Verlangsamung der Erdrotation zufolge des Pirouetteneffekts führen.

Sollte sich der Trend zur beschleunigten Erdrotation fortsetzen, könnte zur Angleichung der Weltzeit erstmals eine negative Schaltsekunde vonnöten sein. In der Silvesternacht würden dann die Uhren eine Sekunde auslassen und direkt von 23:59:58 Uhr auf 00:00 Uhr umspringen. Seit Einführung der Schaltsekunden im Jahr 1972 gab es zwar 27 positive Schaltsekunden, aber noch keine negative. Ohne die Angleichung würden in wenigen Jahren Erdrotation und Atomuhren nicht mehr zusammenpassen, zudem würde die GPS-Navigierung zunehmend fehlerbehaftet sein. GPS ist auf millisekundengenaue Daten angewiesen, um Positionen auf der Erde zu berechnen. In diesem Größenordnungsbereich bewegen sich aber die derzeitigen Abweichungen, so war der 19. Juli 2020 um 1,46 ms kürzer als der Standardtag.

Weitere Infos finden sich beim International Earth Rotation and Reference Systems Service – IERS.

Dank an Dr. Matthias Hornsteiner, DG4MHM, Quelle: funkamateur.de